engst.FOTOGRAFIE Insider: Morgennebel richtig fotografieren

Mit dem Herbst kommen die kalten und feuchten Morgenstunden. Beste Bedingungen also, den aufsteigenden Nebel zu fotografieren. Was dabei zu beachten ist, erkläre ich euch in dieser Ausgabe meines Newsletters.

Hallo aus Bernburg!

Mit dem Herbst kommen die kalten und feuchten Morgenstunden. Beste Bedingungen also, den aufsteigenden Nebel zu fotografieren. Was dabei zu beachten ist und welche Ausrüstung ich verwende, erkläre ich euch in dieser Ausgabe meines Newsletters.

Wann bildet sich Morgennebel?

Sobald die Luft die Taupunkttemperatur - das ist die Temperatur, bei der die Feuchtigkeit der Luft 100 Prozent beträgt - erreicht, so kondensiert Wasserdampf als flüssiges Wasser aus. Je weiter sich die Luft abkühlt, desto mehr flüssiges Wasser in Form von Wassertröpfchen entsteht, so dass der Nebel immer dichter wird. Dabei ist zu bedenken, dass jede Nebelbildung individuell und schwer planbar ist. Selbst bei scheinbar gleichen äußerlichen Bedingungen, lässt sich nicht vorhersagen, ob und wie dicht sich der Nebel bildet.

Wo bildet sich Morgennebel?

Der meiste Nebel entsteht im Winterhalbjahr in der Nähe von Gewässern, da in dieser Jahreszeit durch Sonneneinstrahlung tagsüber Wasser verdunstet, die Luft sich abends aber so stark abkühlt, dass das Wasser wieder kondensiert. Auch durch die Sublimation von Eis und Schnee nimmt die Luft Wasser auf. Im besten Falle habt ihr eine Flussaue oder ein Stillgewässer mit Strukturen im oder am Wasser. Ein aus dem Nebel ragender Baum wertet jedes Bild optisch auf.

Welche Ausrüstung verwende ich?

Wie schon bei dem Fotografieren der Gottesanbeterinnen, ist die Fotoausrüstung gar nicht so entscheidend bzw. spektakulär. Der Großteil meiner Ausrüstung ist eher optional.

Meine Ausrüstung für Nebelfotografie ist im Prinzip meine Standardausrüstung für Landschaftsbilder.

Kamera

Das versteht sich von selbst, oder? Es spielt übrigens keine Rolle, ob ihr eine Vollformatkamera verwendet oder ein Modell mit Cropsensor.

Stativ

Wenn ihr den Nebel in seiner fließenden Bewegung einfangen möchtet, dann führt kein Weg an einem Stativ vorbei. Dabei ist es egal, ob ihr ein kompaktes Reisestativ oder ein schwereres Modell für Landschaftsfotografie verwendet. Achtet aber darauf, dass der Kugelkopf verlässlich geklemmt werden kann und das Stativ einen stabilen Stand hat, wenn die Beine auf ganzer Länge ausgefahren sind. Oftmals sind die untersten Segmente sehr dünn und dementsprechend wackelig.

Objektiv

Hier kommt es immer auf den Look eures Bildes an. Möchtet ihr Details abbilden (bspw. den Eingangs erwähnen Baum in der Flussaue oder am Uferrand), eignet sich Objektive mit längerer Brennweite, z.B.: 24 mm-105 mm oder
70 mm - 200 mm. Ist es eine weite Landschaft, die ihr fotografieren wollt, dann seid ihr mit einem Weitwinkelobjektiv (bspw. 16 mm - 35 mm) gut beraten. In diesem Falle spielt die Offenblende keine Rolle, da bei Landschaftsaufnahmen ein Blendenwert zwischen 8 und 11 “empfohlen” wird.

Fernauslöser (optional)

Die Funktion des Fernauslösers steckt schon im Namen. Mit ihm kann ich die Kamera zum Auslösen animieren, ohne den Knopf am Gehäuse drücken zu müssen. Dadurch vermeide ich unnötige Vibrationen, die sich u.a. nachteilig auf eine Langzeitbelichtung auswirken können. Klar, ich könnte den 2-Sekunden-Selbstauslöser der Kamera nutzen aber es gibt noch weitere Vorteile.

Mittels Fernauslöser, kann ich eine definierte Aufnahmezeit einstellen und wiederholen lassen. So sorgt das Gerät bspw. für 10 Aufnahmen mit 5 Sekunden Verschlusszeit oder es wiederholt die Aufnahmen mit einer Pause von bspw. 7 Sekunden. Auch kann ich mich von der Kamera entfernen und Bilder auslösen, was speziell bei Wildlife ein echter Vorteil sein kann.

In unserem Fall hilft die Eigenschaft des Fernauslösers, eine Belichtungszeit von mehr als 30 Sekunden zu realisieren. Gerade bei Filterfotografie ist diese Zeitspanne schnell erreicht, wie ihr nachher sehen werdet.

Hier seht ihr mein Kamerasetup von der Rückseite. Filterhalter gibt es wie Sand am Meer und jedes System hat sein eigenen Vor- und Nachteile.

Filterhalter (optional)

Filterhalter sind nicht zwingend notwendig, machen das Leben aber leichter. Besonders an Gewässern haben Filter diverse Vorteile. Die Ausführungen der Filterhalter sind zahlreich. Es gibt jede Menge großer und kleiner Hersteller, die solche Produkte im Sortiment haben. Der aktuelle Filterhalter von Rollei hat momentan das beste Preis-Leistungsverhältnis. Es gibt Filterhalter mit zwei oder drei Einschüben für Filter und auch die Größe der Glasfilter (100×100 mm, 100×150 mm oder 150 × 150 mm) spielen eine Rolle bei der Wahl des richtigen Filterhalters.

CPL- oder Polfilter (optional)

Polfilter bewirken im Wesentlichen zwei Dinge. A) verstärken sie Grün- und Blautöne im Bild und B) verringern sie Reflexionen bzw. Spiegelungen von nicht metallischen Oberflächen. Bei Gewässern gelingt dadurch ein Blick durch die Wasserfläche und obendrein werden Wasser und Himmel, sofern mit Blautönen, dezent verstärkt.

Grauverlauffilter (optional)

Dieser Typ Filter ist am oberen Ende schwarz eingefärbt und wird nach unten hin immer durchsichtiger. Dadurch kann man den oftmals helleren Himmel an ein dunkleres Motiv bzw. Bildmittelgrund anpassen. Das verringert den Dynamikumfang im Bild und nimmt der Kamera Arbeit ab, in dem der Sensor nicht so hohe Schwankungen zwischen Weiß und Schwarz darstellen muss.

ND- oder Graufilter (optional)

Anders als der Grauverlauffilter, ist der Grau- oder ND-Filter (ND steht für Neutral Density bzw. Neutrale Dichte) durchgängig dunkel eingefärbt. Er wirkt somit wie eine Sonnenbrille für die Kamera. Ihn gibt es in diversen Stärken von 8 bis 1000. Die Zahlen berufen sich jeweils auf den Verlängerungsfaktor der Belichtungszeit. Ein ND 8 Graufilter verachtfacht die Belichtungszeit und ein ND 1000 macht aus einer 1 Sekunde stolze 1000 Sekunden, was ungefähr 17 Minuten entspricht.

Diese Tabelle zeigt euch, die verlängerte Belichtungszeit bei Verwendung eines ND8, ND64 oder ND1000 Graufilters.

Wozu das Ganze? Ihr könnt einerseits sich bewegende Objekte (Passanten, Mücken, Fliegen etc.) unsichtbar machen, sodass euer Bild nicht gestört wird und andererseits könnt ihr Bewegungen von Wolken sichtbar machen. Im Falle des Morgennebels lassen sich die Wellen des Gewässers “glattziehen” und die Nebelschwaden etwas dezenter gestalten, sodass ihr keine “Flocken” auf dem Bild habt. Auch wenn ich diesen Filter als optional gekennzeichnet habe, halte ich ihn in der Landschaftsfotografie für sehr wichtig. Er sollte in keinem Fotorucksack fehlen.

Wie wird denn nun fotografiert?

Ganz einfach, Kamera auf das Stativ gesetzt und den gewünschten Bildausschnitt festgelegt. Bei dem folgenden Bild, habe ich mich für eine leichte Telebrennweite von 100 mm entschieden. Damit das Motiv, in dem Falle der Wald, symmetrisch im Bild verläuft, habe ich Himmel und Wasser ungefähr den gleichen Raum gegeben.

Aufgenommen habe ich das Bild kurz vor Sonnenaufgang, als der Nebel noch dicht war. Die Zeit drängte, den sobald die Sonne über die Bäume guckt, beginnt sich der Nebel zu lichten.

Um den Baum etwa mehr in Szene zu setzen, wählte ich bei dem unteren Bild eine Brennweite von 150 mm und positionierte die Kamera im Hochformat. Zum Zeitpunkt dieses Fotos ist die Sonne bereits aufgegangen gewesen und hat den See in ein rötliches Licht getaucht. Der Nebel wurde zunehmend lichter und feiner.

Für das untenstehende Bild habe ich einen ND- sowie Polfilter benutzt. Der ND-Filter erlaubte mir eine Belichtung von 3 Minuten. Dadurch konnte ich die Wellen auf der Seeoberfläche glätten und dem POL-Filter verdanke ich die matte, fast schon samtig wirkende Wasseroberfläche. Zudem wurde das Blau im Himmel verstärkt.

Bei dem letzten Bild handelt es sich um ein aus zwei Reihen je drei Bilder bestehendem Panorama. Die Kamera arbeitete erneut im Hochformat, denn dies sollte das bevorzugte Format sein, um Panoramen zu erstellen. Ebenfalls kamen erneut ND- und Polfilter zum Einsatz. Mittels Grauverlauffilter habe ich eine Vignette erzeigt, die den linken Teil des Bilder aufhellt. Dafür war keine nachträgliche Fotobearbeitung nötig.

Fazit

Beim Fotografieren von Morgennebel kommt es auf das richtige Timing an. Ein Ort in Gewässernähe findet sich leicht, jedoch müssen Luftfeuchtigkeit und Temperatur stimmen. Waren die vorherigen Tage zu trocken, wird es nichts mit dem Nebel. In Sachen Kamera könnt ihr auf jeden Fall mit leichtem Gepäck, sprich nur der Kamera samt Objektiv, losziehen und schöne Bilder erzielen. Für etwas künstlerische Aufnahmen, empfiehlt sich ein Stativ und der Einsatz von optischen Filter.

Ach ja, bevor ich es vergesse: Ich bin immer bestrebt, diesen Newsletter zu verbessern, damit ihr noch mehr Interessantes und Wissenswertes lesen könnt. Daher bitte ich euch, erübrigt euch drei Minuten Zeit und nehmt an der verlinkten Umfrage teil. Das hilft mir ungemein. Vielen Dank.

Allzeit gutes Licht und viel Spaß beim Fotografieren!